Das Yachtsegeln

Auch das Yachtsegeln gehört zu unserem Vereinsleben. Wegen der   verhältnismäßig weiten Distanz zu entsprechenden Revieren können wir dieses nur gelegentlich - bisher jeweils in der Pfingstwoche - anbieten. *)

Aus diesem Grund wird jedes Jahr ein Törn zum Ijsselmeer angeboten*). Ein kleiner  Artikel des letztjährigen Törns soll das Interesse an solchen Veranstaltungen wecken. Vielleicht ist es ja möglich, demnächst mit 2 oder 3 Schiffen zu fahren. Die entsprechende Zahl erfahrener Skipper steht zur Verfügung.

*) Im Jahr 1999 bieten wir zwei Ijsselmeer-Törns an:

  • 22.05. - 28.05.  (Ansprechpartner: Jens Garstka) Die Plätze sind belegt. Bitte nicht mehr anmelden.

  • 01.10. - 08.10.  (Ansprechpartner: Jörg Schneider) Interessenten an diesem Törn werden gebeten, sich baldmöglichst zu melden.

 

Ein Törnbericht:

Segeln mal ganz anders...

Lümmelbeschlag, Tender, Fender, Tampen, Imperativ singular von liegen (Liek), all dies sind Begriffe, die man auf einem Segeltörn lernt, doch auf diesem lernte man nicht nur die grundlegenden Begriffe, sondern auch Toleranz, Kochen und dass man immer lange und viel schlafen muss.
Die Autofahrt spricht eigentlich schon Bände über den Törn. Das Gefährt lag ziemlich tief, dank des ganzen Unrates, den wir mitnahmen.
Nach langem Suchen, da Jens ein gutes Orientierungsvermögen hat, fanden wir ca. nach einer Stunde unser Schiff.
Morgens setzten wir Kurs auf Stavoren. Das erste Grummeln im Magen machte auf sich aufmerksam. Vorbei an unzähligen Windrädern, kleinen Grachten und anderen Segelbooten mit vielen bunten Fähnchen, raus aufs Meer. Plötzlich zog ein Unwetter auf und das Ölzeug wurde eingeweiht. Der alte Seeberd steuerte das Schiff auf einem ‚ruhigen‘ Kurs. Es gab einige Komplikationen – nicht aufgrund des Wetters, sondern aufgrund von Alzheimer (Halse, Wende). Doch es klarte auf und wir kamen in dem kleinen Hafen Stavoren an.
An diesem Abend wurden die ersten und letzten drei Flaschen Wein gekillt und der Alkohol löste bei dem einen oder anderen die Zunge.
Der restliche Abend wurde nicht an Bord verbracht, jedenfalls verabschiedeten Jens, Thomas und ich uns von der inzwischen müden Crew.
Volendam hieß unser nächster Hafen, den ich beinahe nicht erreicht hätte, da ich so unvorsichtig war und auf dem Sülbord saß (‚Sonne mach mich Neger‘) und durch einen Steuerfehler halb im Wasser hing; Beine rein und mit den Händen konnte ich mich gerade noch hinter der Reling festhalten; die Sonne trocknete mich aber schnell wieder.
In Volendam bekam Jens furchtbare Kopfschmerzen, und der Abend wurde sehr kurz für ihn. Er ging auf das Boot zurück, nachdem Thomas mich für 50 Gulden an einen Eingeborenen verkaufen wollte und das ‚noiken in the keuken‘ entdeckte. Thomas und ich schauten uns noch die idyllischen und ruhigen Hafenkneipen an – rein aus kulturellem Interesse, versteht sich. Die Nacht war warm, und wir beschlossen auf Deck zu schlafen.
Kurs auf Medemblik, die Sonne brannte. Silke und ich diskutierten über alles Mögliche, angefangen bei pubertären Problemen bis über das Drehbuch der Titanic II. Wir beschwerten uns über Friseure und misslungene Frisuren und wünschten uns für abends ein schmackhaftes Pilzragoue. Thomas verspürte, wie jeden Tag, eher das Bedürfnis nach Scholle satt.
Doch sollte ich an diesem dritten Segeltag auch etwas lernen. Knoten waren angesagt. Es erinnerte mich irgendwie an meinen Textilunterricht vor 6 Jahren. Weiterhin lernte ich noch die Formel für die Rumpfgeschwindigkeit (Höchstgeschwindigkeit) eines Schiffes – wofür verstand ich zwar nicht. 
Na ja, abends gingen wir im Hafen gut essen und schraubten das intellektuelle Niveau auf 300% hoch, ganz zum Entsetzen einiger Mitfahrer.
Dann nach Urk. Orkanartige Winde erfassten die Dehler 35 (unser Schiff), der Regen floss uns aus den Hosenbeinen des Ölzeugs, das Boot krängte immer mehr, doch unser Skipper Jens brachte uns unbeschädigt in den Hafen.
Hier erwarteten uns Garstkas, da Silke uns an diesem Abend leider verlassen musste.
Urk wuchs uns richtig ans Herz, mit dem kleinem Leuchtturm und den grünen Deichen.
Am zweiten Tag in Urk, an dem wir aufgrund des Wetters pausierten, besichtigten wir das Dorfmuseum und holten den versäumten Schlaf nach.
Inzwischen teilten wir uns die Heckkoje zu dritt, so war mir auch nicht ständig kalt, denn die beiden dienten als Heizung.
Dann morgens Kurs auf Hindelopen. Es regnete nicht, aber der Wind pfiff uns um die Ohren. Später ließ sich auch mal die Sonne blicken, und ich lernte alle möglichen Begriffe des Segelns. Es begann mir immer mehr Spaß zu machen. Abends im Hafen schaffte ich es, die Spaghetti einbrennen zu lassen, und Thomas bewies sich als guter Hausmann.
Acht Uhr morgens hieß es dann am nächsten Morgen aufstehen. Zähne knirschend standen wir auf, denn es war unser letzter Tag auf ‚hoher See‘.
Die Sonne schien, der Wind machte uns jedoch sehr zu schaffen. Die letzten Beweisfotos wurden geschossen (‚Hallo Papas: Jens und Thomas‘) und ein letztes Mal wurde unsere Seetauglichkeit geprüft. Unser Heimathafen kam näher, und es hieß Unrat einpacken, Schiff aufräumen und putzen.
Dann wurde Abschied genommen – doch nicht für lange. Wir sehen uns wieder in 1 ½ Monaten auf Ibiza zum Segeln. Und so wie es aussieht steht mir der BR-Schein entgegen. Noch einmal mit dieser Crew und noch einmal mit soviel Elan (nicht wahr Thomas) und im nächsten Jahr um Pfingsten herum steuern wir alle zusammen mit Schein der Sonne entgegen.
Also, danke Jens für die Einladung und für alles andere, danke Thomas für das nächtliche Heizen und die Gute-Nacht-Geschichten, danke Renate, dass du unsere nächtlichen Eskapaden toleriert hast und danke Gerd, dass du mir Toleranz beigebracht hast. Und Silke, alles Gute zu deinem bestandenen Abitur.

Melanie Meyer

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